Es
geschieht selten, daß ein CD-Spieler einen am morgen
eher beiläufig ein-
gelegten Longplayer partout nicht mehr hergeben will. Man
läßt es geschehen
und wie ganz nebenbei bekommt der Tag die Farben der Lieder.
"Ich habe Dir
Blumen mitgebracht" von UKD - Vorzeigebandformation des
Untergrundlabels
Wald & Wiesen Tonträger - ist eine
solche Scheibe. Elegant melancholisch,
zuckersüß wütend (aber nicht zuviel), kompromißlos
ehrlich und vor allem ei-
nes: zauberhaft schön. Das alles glasklar (mal rockig,
mal punkig) in hamburg-
iesker Gitarrenpopmanier eingespielt/gesungen vom Bandquartett
mit dem
sonderbaren Namen rund um Björn Fürchtegott von
Sonnenberg. Kaum zu
glauben, daß sich 1998 erst ein gewisser Olivr Maurmann
aus Schaffhausen
als UKD-Fan outen mußte, um diese Band ihrerzeit zu
retten ...
Doch der Reihe nach: UKD means "Unser
kleiner Dackel", ein Bandname, der
irritiert und das wohl auch tun soll. 1996 als Teenie-Punkband
gegründet, er-
obern unsere Protagonisten in den folgenden Jahren im Sauseschritt
die weite
Welt der Rockmusik. Pate stehen, und das ist für Jungens
diesen Alters dieser
Tage durchaus ungewöhlich, Bands wie Velvet Underground,
Pixies, Dead
Kennedys und auch Lou Reed. Sprache deutsch, streckenweise
stattliche drei
Gitarren am Set. Man steht bald mit den Schweizer Aeronauten
in Kontakt, es
kommt zum musikalischen Joint Venture mit den Münchner
Sportfreunden
Stillern. Die zahlreichen Realeases von UKD hier einzeln aufzuzählen,
würde
zu weit führen, aber die sonderbaren der Welt hingeworfenen
Brocken tragen
liebevolle Titel wie "Es ist nicht immer leicht, eine
tödliche Bombe loszuwer-
den", oder auch einfach nur: "Ich werde sicherlich
bald jemanden heiraten".
Womit wir auch schon beim Text wären. Ja, nur um es zu
sagen: Dem von To-
cotronic begründeten und vom besseren Teil der deutschen
Jugend so dank-
bar entgegengenommenen Understatement "Wieso-Tagebuch-Schreiben-
Wenn-Es-Songtexte-Gibt" wird hier wiedermal von einer
deutschsprachigen
Bandformation wunderbar neues Leben eingehaucht. Doch nicht
nur das. Die
Geschichten, die Björn von Sonnenberg erzählt, die
Bilder, die er in seinen
Songs malt, sind mehr als gewöhnlich, mehr als kunterbunt.
Aus einer eigenen
kleinen Welt wird da plötzlich eine große - auch,
oder besser gesagt: gerade
weil Themen wie Freundschaft, Liebe, Haß u. dergleichen
eben die Themen
sind, die im Leben wirklich Gewicht haben. So einfach kann
Songwriting sein,
wenn man in der Lage ist, Beobachtetes und Erlebtes in ehrliche
Texte zu
kleiden. Daß dabei auch Melancholie aufkommt, ist nunmal
so. Björn: "Hier
gibt es Liebe. Die klingt gut. Da gibt es Haß, das hört
jeder lieber. Da gibt
es Freunde. Aber anscheinend nicht genug (...) Nichts ist
erschreckender, als
zu schreiben, zu tun, als sei man es selbst und dann zu merken,
wie sehr
alles zutrifft, festzustellen, daß man es geschafft
hat, sich selber zu singen
und das schlimmste: so zu sein." (aus den Linernotes
von "Ich habe Dir Blu-
men mitgebracht")
UKD hat viele Gesichter und ist sich
seiner Stärke durchaus bewußt. Selbst-
bewußtes Auftreten erscheint da obligatorisch, ebenso
das ständige Bereit-
halten von musikalischen Überraschungen: Live werden
dezent astreine
Punkrock-Songs in die Playlist gestreut und auf dem aktuellen
Album zwi-
schen den wunderbar R&B-lastigen Rock-Tracks so nebenbei
melodiös
perfekt zelebrierte Gitarrenpop-Knaller versteckt. Welche
- wenn bekannt -
sicherlich zu echten Hits taugen würden ("Eigentlich
wollte ich mich nicht
mehr verlieben" / "Ich will wissen"). Und das
alles getragen von der golde-
nen Kehle Björn von Sonnenbergs, dem im UKD-Quartett
der Part des
charismatisch-eloquenten Bandfrontmanns (inkl. obligatorischen
Ecken,
Kanten etc.) zufällt. Da wundert es einen dann auch nicht
mehr, wenn
man im Gespräch so ganz nebenbei erfährt, daß
Björn in noch jüngeren
Jahren mit Tobias Gruben in engem Briefkontakt stand... Aber
nun wollen
wir zum Ende kommen. - Und um mit Billy Shears zu schließen:
"... Äh,
was bleibt zu sagen ? Unser Kleiner Dackel. - wuff! bzw.:
WOW!"
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& Wiesen Tonträger
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